Icht – Das unterirdische Dorf

Ein Trip in die Wüste war heute zu gefährlich, so ging es in die Oasenstadt Icht am Ausläufer des Anti-Atlas Gebirges. Der Ort, etwas abseits der N21, hat ein architektonisches Wunderwerk zu bieten, ein unterirdisches Dorf voller Überraschungen.
An sich ist die Fahrt von Foum Zguid zu unserem Ziel eintönig und irgendwie doch interessant. Vorbei geht es an einer Art Savanne mit vielen Akazienbäumen. Die breite Fläche wird links und rechts mit Bergen begleitet.

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Gerade Straßen in einer ausgetrockneten Landschaft

Obwohl alles ausgetrocknet wirkte, gab es Kamel- und Ziegenherden abseits der Straße zu sehen, die die Akazien trotz Dornen essen. Eine Schlucht, die kaum von der Straße zu sehen war, präsentierte sich grün. Nach dem Sandsturm vom Vortag lag immer noch viel Sand in der Luft, daher war der Blick in die Weite eingeschränkt. Dennoch eine erstaunliche Gegend.
Unzählige große Trucks mit Anhänger kamen uns auf der Straße entgegen, da die Marokko Challange 2025 gerade stattfand und sie den Standort für die nächste Etappe verlegten.

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Flache Gegend flankiert mit Bergen
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Fruchtbare Schlucht abseits der N21
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Viele Trucks kamen uns entgegen
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Man konnte nicht in die Weite schauen
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Die Schule beginnt, mittags
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Ein Dorf an der N21

Oberirdisch sieht man kaum Wasser, es hatte hier schon 12 Jahre nicht mehr geregnet. Große Wasserprobleme kennt das kleine Dorf wegen dem hohen Grundwasserspiegel nicht. Es ist vielmehr eine grüne Oase. Über ein ausgeklügeltes System zur Bewässerung wird das Wasser dahin geleitet, wo es gebraucht wird. Die Häuser selbst haben keinen Wasseranschluß. Auf den Feldern vor dem Dorf, werden allerlei Gemüse, wie Rüben, Karotten und auch Getreide angebaut.

Icht
Das neuere Dorf

Die ansäßige Moschee wurde 2006 vollständig abgerissen und neu aufgebaut. Hier befindet sich auch der kleine Dorfplatz. Interessant ist, dass die Eltern der Schulkinder dieselben Probleme haben wie die Deutschen. Die Kinder spielen lieber Handy-Spiele als Schulaufgaben zu machen.

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Dorfplatz an der Moschee
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Ruine der alten Moschee
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Viel Grün
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Zentraler Wasserbecken
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Wasserkanal
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Nur Sandwege
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Eine Gasse in der unterirdischen Stadt

Nach der Ankunft in Icht konnten wir noch am selbigen Tag das unterirdische Dorf besichtigen
Es ist ratsam das Dorf nur mit einem Führer zu begehen, denn die Häuser sind in privater Hand. Auch leben zumindest gelegentlich Dorfbewohner hier und man würde ohnehin nicht die Räume besichtigen können, die uns gezeigt wurden. Wir besichtigten das Haus des Großvaters von unserem Führer. Der Großvater lebte in diesem Haus bis zu seinem Tode 2014.


Das Dorf hat eine reichhaltige Geschichte, so wurde es im 19. Jahrhundert von einem Nachbarort eingenommen. Die Dorfbewohner mußten fliehen und konnten erst 6 Jahre später in ihre Häuser zurück. Ein zweites mal wurde das Dorf 1934 überfallen. 6 Monate später konnten die Bewohner unter Hilfe der Kolonialmacht Frankreich zurückkehren, die auch halfen das Dorf wieder aufzubauen. 1997 bekam das Dorf Strom. Das mittlerweile überwiegend verlassene unterirdische Dorf ist leider dem Verfall preisgegeben.

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Weitere Gasse zu den Häusern
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Eine Art Dorfplatz
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Kreuze an den Türen

Die Dorfbewohner wollen kein Geld in den Erhalt der alten Häuser stecken, da sie schon längst in Neuen wohnen. Das Vorhandene wird soweit gepflegt, dass man zur Not in die alten Häuser umziehen kann. In Icht kann es schon Mal Temperaturen über 50 Grad am Tage und 40 Grad in der Nacht haben. In diesem Fall ist die unterirdische Kühle willkommen.
Oftmals haben die Türen ein Kreuz. Diese wurden angebracht, weil ihnen die Franzosen besonderen Schutz versprachen, wenn sie ein Kreuz an der Tür anbringen.

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Bewohnt auf 3 Ebenen
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Blick auf den Haustierbereich

Im Erdgeschoß lebten die Haustiere. Im 1. Geschoß waren die Wohnräume. Frauen und Männer waren dabei strikt getrennt. Im 2. Geschoß befinden sich ebenfalls Wohnräume mit einer Dusche und ganz oben war die Küche und der Lebensmittelraum angesiedelt.
Auf der Dachterrasse wurde im Sommer geschlafen, da es angenehmer war. Das Haus ist mit Palmholz weitestgehend gebaut worden. Es wurde mit einer Art Kalk ausgekleidet, der schnell lösbar ist. Die Zimmereingänge waren gewollt niedrig, so mußte sich der Eintretende in Demut beugen.

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Essensraum
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Dusche
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Für Feste der krumme Dolch
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Dachterrasse mit Küche
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Verfallene Häuser und Moschee
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Niedriger Eingänge aus Demut

In diesem unterirdischen Dorf ist auch eine Moschee. Diese ist etwa 500 Jahre alt. Vermutlich wurde sie jedoch seit etwa 100 Jahren nicht mehr benutzt. Neben dem Eingang ist ein Brunnen. Im Erdgeschoss ist daher der Raum für die Fußwaschung. Die Moschee hat oben den Gebetsraum für die Gläubigen mit dem Platz für den Iman, der eine Aussparung in der Wand hat. Hier konnte er nach Mekka beten und sich zu den Gläubigen zuwenden. Daneben ist ein Raum für die Koranschule. Auch ein Raum für den Iman war vorhanden.

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Brunnen für Fußwaschung
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Gebetsraum
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Imanplatz für Predigt
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Koranschule

Icht ist keine große Sehenswürdigkeit für die Bücher. Der Ort zu besichtigen ist ein absolutes Highlight und hebt sich ab von den üblichen alten Dörfern. Er gibt Einblicke in die Lebensweise der Dorfbewohner. Kommt man in diese Gegend, sollte man Icht nicht auslassen.

Infobox: In Icht sind 2 Campingplätze, die etwa gleichweit vom unterirdischen Dorf entfernt sind. Die Plätze haben einen guten Standard mit Restaurant und Pool. Eine Führung durch das unterirdische Dorf ist Pflicht.
Strecke: Icht – 290 km, sonnig, düsig 30 Grad

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